Heute wollen wir von den Yamas hin zu den Niyamas wechseln. Sie sind ein weiteres Glied des achtfachen Yoga-Pfades gemäss Patanjali*.
Während die Yamas eher die «Richtlinien» für den Umgang mit anderen und dem Umfeld sind, sind Niyamas eher etwas wie die Richtlinien, für den Umgang mit sich selber.
Zu den Niyamas gehören
- Saucha
- Samtosha
- Tapas
- Svadhyaya
- Ishvara Pranidhana
Dieser Blogpost widmet sich dem Thema Saucha, was einfach übersetzt «Reinheit» bedeutet. Es kann aber auch als Reinigung oder auch Reinigungsritual übersetzt werden.
Reinheit - phyisch
Ich denke mich immer gern in den Kontext hinein, in dem die alten Yoga-Schriften entstanden sind:
- Indien
- Um die Jahrhundertwende (2. Jahrhundert v.Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.)
Wie war es damals? Nun, eines ist klar: Selbst heute ist die sanitäre Situation (und somit die hygienische Situation) in Indien prekär. Das wird um die Jahrhundertwende nicht besser gewesen sein – und in Europa ebensowenig.
Diesen Kontext im Hinterkopf, scheint es logisch, dass die Yogis der Reinlichkeit einen hohen Stellenwert beimassen. Liessen sich mit diesen Reinigungsritualen doch einige Krankheiten und somit ein früher Tod unter Umständen abwenden.
Saucha bedeutet also einerseits das Reinhalten des Körpers. Nasenspülungen, Trataka und weitere gehören dabei zu den Reinigungsritualen. Die Hatha Yoga Pradipika (eine neuer Schrift) hat einige dabei sehr detailliert aufgeführt.
Reinheit - psychisch und mental
Aber Saucha bedeutet auch das «rein halten» von Gedanken und Emotionen.
Also Emotionen wieder loslassen, kein Anhaften an negativen bzw. unnützlichen Gedanken. Es bedeutet auch die Reinheit in der Sprache (der Weg nach Aussen der Gedanken). Auch die Reinheit der Handlungen (ein Ausdruck von Gedanken und Gefühlen).
Saucha will uns dabei zur Reflexion auffordern:
- Welche Gedanken vergiften dich und sind somit zu vermeiden?
- Welche Gefühle vergiften dich und sind somit zu transfomieren?
- Welche Worte vergiften dich und dein Umfeld und sind somit zu vermeiden / anders zu formulieren?
- Welche Handlungen vergiften dich und dein Umfeld und sich somit zu unterlassen?
Ob etwas rein ist oder nicht, wertet dabei kein Gott. Sondern Saucha ist dabei auch eine Reflexion:
- Was ist deine Essenz? Wenn es nicht deiner Essenz entspricht, ist es nicht «rein» sondern verfälscht.
- Was ist deine Wahrheit? Wenn es deiner Wahrheit entspricht, ist es rein.
- Was ist dir dienlich (damit du dein göttliches Ich erkennst)? Wenn es dir in diesem Bezug dienlich ist, ist es rein.
Für mich persönlich ist trotz aller Richtlinien wichtig zu prüfen, wie die Übungen auf mich wirken. Reagiert mein Körper negativ auf die Rituale? Reagiert mein Geist negativ auf die Übungen?
Letztlich sollen die Rituale und Übungen helfen, dich besser zu erkennen – und nicht, dein Leben zu verkomplizieren oder gar schlechter zu machen. Ausserdem finde ich: Kein Tool wollte wichtiger werden als das Leben.