Wer kennt den Spruch nicht: Der Weg ist das Ziel.
Wer hingegen hat eine eigene Definition des Spruchs herausgearbeitet?
Den Spruch kenne ich schon lange. Und ich konnte bis anhin keine für mich plausible Lösung finden. Ich fand das irgendwie doof, den Weg wichtiger zu nehmen als das Ziel. Wieso sollte man sich denn auf den Weg machen, wenn das Ziel nicht ganz so wichtig ist?
Bis zum gestrigen Yoga-Workshop. Ich überrasche mich manchmal selber, indem ich den Schülerinnen etwas erkläre – und mir selber dabei etwas ganz anderes bewusst wird.
Was bei den meisten beim Yoga präsent ist, sind die fast unnatürlich anmutenden Positionen. Es scheint unfassbar, dass jemand sich in diese Positionen begeben kann. Wenn dann jemand mit Yoga sich auseinandersetzen will, regt sich ganz selbstverständlich der Ehrgeiz. Die unnatürlich anmutenden Positionen werden als „Ziel“ definiert. Egal ob spirituelles, körperliches oder mentales Ziel – die Position ist das Ziel.
Was bei der Zielerreichung oft vergessen geht (aufgrund des Ehrgeizes) ist die Qualität der Ausführung. Für mich beinhaltet die Qualität der Ausführung
– die Körperkontrolle in jeder Sekunde, bei jedem Milimeter
– die Achtsamkeit bei der Atmung (manchmal sogar DASS überhaupt geatmet wird)
– den Geist entspannt haltend (kein Erzwingen, sondern gemeinsam mit dem Körper arbeiten)
– die Konzentration, welche konstant und stark da ist.
Die Yoga Position (Asana) ist NICHT das Ziel.
Oft beobachte ich, wie Menschen bei der Verfolgung ihres Ziels diese Aspekte vergessen. Also würgen sie sich irgendwie und husch-husch in die Position. Was beim Instruktor graziös und entspannt aussieht, sieht beim Ehrgeizigen verkrampft und wenig entspannt aus. Doch die Position ist gehalten – also Ziel erreicht… Schliesslich ist ja die Position das Ziel.
FALSCH.
Die Position ist nur eine Überprüfung dessen, was wir zu leisten bereit und fähig sind. Die Position dient der Überprüfung der Körperbeherrschung, der Konzentration, des Durchhaltevermögens. Die Position ist nur der „Stempel“, ob der Weg richtig zurückgelegt wurde.
Denn der wahre Schatz ist die Arbeit bis zum Ziel – das konstante Üben, die Reflexionen, die Disziplin, die Lerneffekte, die Ideen, das Dranbleiben mit Geduld und Vertrauen.