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Yoga ist Nicht-Stehlen

Der Yoga ist mehr als nur die Körperarbeit, auch wenn wir hier im Westen die Asanas (Stellungen/körperliche Arbeit) als «Yoga» anschauen.

 

Der Yoga in seiner Ganzheit besteht aus 8 «Teilen», oder 8 «Gliedern». Der eine heisst «Yamas» und beinhaltet die «Leitlinien» im Umgang mit deiner Umwelt/deinem Umfeld.

Dieser erste Teil «Yamas» ist wieder unterteilt in 5 Elemtente:

  • Ahimsa - Gewaltlosigkeit
  • Satya – Wahrheit
  • Asteya
  • Aparigraha
  • Brahmacharya

Im Artikel «Yoga Philosophie» bin ich dabei auf die ersten zwei Elemente (Ahimsa und Asteya) eingegangen.

Heute will ich auf das dritte eingehen: Asteya – Nicht-Stehlen

 

 

Asteya

Asteya bedeutet Nicht-Stehlen. «A» bedeutet «nicht» und «steya» bedeutet «stehlen».

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Wie können wir also Nicht-Stehlen interpretieren?

Einerseits natürlich mit dem Naheliegendsten: Kein Geld oder anderes Materielles stehlen. Es geht aber noch weiter:

Asteya bedeutet, sich nichts aneignen, was einem nicht gehört.

  • Also nichts Materielles (Geld, Kleider, andere Dinge)
  • Ideen die jemand anders hatte (und sie als eigene verkaufen)
  • Zeit stehlen (wenn jemand keine Zeit für dich hat und du sie trotzdem einforderst)
  • Aufmerksamkeit (die man dir nicht geben will und du sie trotzdem einforderst)
  • Dienstleistungen (die man dir nicht geben will und die du nicht bezahlt hast – und du forderst sie trotzdem ein). Die ganze Gratis-Kultur zahlt hier leider auch ein... und erzieht die Menschen, dass Gratis heutzutage selbstverständlich wird. 

Und so weiter. Es geht also darum, etwas zu nehmen, was dein Gegenüber dir eigentlich nicht geben will.

 

Das beginnt bei so kleinen Dingen wie im Büro zu jemandem hinzugehen und zu fragen: «Hast du kurz Zeit?». Und obwohl das Gegenüber verneint, antwortest du: «Es geht nur kurz. Und zwar…» und du erklärst dann dein Anliegen. Obwohl dein Gegenüber dir signalisiert hat, dass es keine Zeit hat. In diesem Moment überschreitest du die gezogene Grenze und stiehlst deinem Gegenüber etwas, das es nicht bereit ist dir zu geben.

 

Dasselbe gilt, wenn du um einen Gefallen bittest – und dein Gegenüber ihn nicht erfüllen möchte. Wenn du daraufhin eingeschnappt reagierst und darauf pochst, dass der Gefallen aber erfüllt wird. Und du hast auch super Begründungen, warum dein Gegenüber eigentlich verpflichtet ist, dir diese Bitte zu erfüllen.

 

 

Der Punkt ist nur: Eine Bitte kann man mit Ja oder Nein beantworten, denn sie beruht auf Freiwilligkeit. Wenn die Bitte/der Gefallen kein Nein verträgt, ist es eine Forderung… Und somit ein Stehlen. Du stiehlst dann die Zeit und Energie deines Gegenübers, ohne dass es dir genau das geben möchte.

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Tönt das hart? Ja, kann sein. Tönt es logisch? Leider ja. Die Yamas sind auch keine «Regeln», sondern ich sehe sie eher als Einladung zur Reflexion:

  • Wo hast du etwas eingefordert statt zu bitten?
  • Warum hast du das getan – und nicht akzeptiert, dass dein Gegenüber dir das Eine nicht schenken will?
  • Warum haftest du an der Reaktion des Gegenübers an?

Und genau hier beginnt der Yoga: Bei der Reflexion.

Wer den Yogaweg beschreitet ist nicht frei von Fehlern. Ich finde, Fehler sollen durchaus erlaubt sein, dann haben wir auch «Material» zum darüber reflektieren. Jedoch ist der Yoga-Weg ein Reflektieren über

  • Deine Absichten
  • Deine Handlungen
  • Deine Worte
  • Deine Themen

Die Reflexion nicht nur um der Reflexion willen, sondern sie dient als Basis für die Veränderung. So kannst du deine Themen, Handlungen und Worte aufarbeiten und verändern, wenn sie für dich und dein Umfeld nicht förderlich sind. Also nicht suhlen im Gedankenstrudel, sondern du musst ins Tun kommen.

 

 

Darum bilden die Yamas auch die Basis: Denn der Yoga ist keine «Rechtfertigung» nun ein asoziales Schwein zu werden und andere Menschen und deren Bedürfnisse mit Füssen zu treten - und zu sagen: Ich bin halt ein Yogi. Sondern der Yoga möchte ein harmonisches Miteinander fördern, wo die Bedürfnisse aller gesehen und akzeptiert werden sollen – und alle sicher und gesund sein können.

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Du magst dabei die Lebensführung anderer nicht gut finden und dazu eine Meinung haben, doch der Yoga lädt dich ein

  • Dies friedvoll/anständig zu kommunizieren (Ahimsa = Gewaltlosigkeit)
  • Deine Wahrheit zu kommunizieren und dabei den anderen nicht zu verletzen (keine Vorwürfe) (Ahimsa & Satya)
  • Und dabei dem Gegenüber nichts abverlangen, das es nicht geben kann/will.

Und Massnahmen zu ergreifen, die das Beste für alle ist (im Sinne von «alle sind sicher und in Ihrer Integrität gewahrt»). Ob es dabei DIE perfekte Lösung gibt? Wohl kaum. Das Leben ist zu komplex um eine einfache, schnelle Lösung zu finden, auch wenn wir es noch so sehr wünschen. Doch das ist auch nicht der Yoga.

 

Im Leben mit anderen Menschen geht es immer um das Ringen und Feilschen von Lösungen – und hier sagt der Yoga nur, WIE wir das tun können. Nämlich friedlich, authentisch, ohne einander zu schaden. WAS die einzelne Lösung für das spezifische Problem ist, das weiss der Yoga nicht.